Begriffserklärung
Parusie: Erwartet wird die „Ankunft“ des endzeitlich-eschatologischen „Tag Gottes“ (2Petr 3,12), Das Nomen Parusie (πaρουσία, parousia) leitet sich von dem zusammengesetzten Hilfsverb παρ-εῖναι (par-einai) ab, das „dabei sein, anwesend sein“ (z.B. Joh 11,28; Apg 10,33; Apg 24,19), aber auch „dasein, gegenwärtig sein = sich nähern, kommen“ (z.B. LXX: 4Kön 5,23 par.; 1Chr 14,14; Joh 7,6) bedeuten kann. Das NT verwendet das Nomen ausschließlich in personenbezogener Weise und bezeichnet damit:
Mit Parusie wird das räumliche Gegenwärtig sein, „die (leibliche) Anwesenheit“ von Personen angezeigt (vgl. Phil 2,12; Gegensatz: ἀπουσία, apousia, „Abwesenheit“). So erwähnt → Paulus 1Kor 16,17 die Präsenz der korinthischen Gemeindeabgesandten Stephanas, Fortunatus und Achaikus bei sich in Ephesus, als er den 1Kor (→ Erster Korintherbrief) verfasst. Paulus wie seine Gegner unterscheiden zudem zwischen der durch einen Brief hergestellten Wirksamkeit mittels eines Mediums und der unmittelbaren ‚Wirkpräsenz‘ vor Ort (vgl. 2Kor 10,10, auch Phil 2,12).
Die Ankunft von irdischen Personen
Sodann bedeutet Parusie das räumliche Gegenwärtig werden, das Ereignis „des Eintritts der Anwesenheit“, also der „Besuch“ oder die „Ankunft“ (lat. adventus) von entfernt lebenden Personen (vgl. LXX: 2Makk 8,12; 2Makk 15,21; 3Makk 3,17; Jdt 10,18
Bibelstellen:
Denn das sagen wir euch in einem Wort des Herrn: Wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrig bleiben, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen; (…)
Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zusammen mit ihnen entrückt(4,17) d.h. rasch hinweggeführt. werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.
1. Thess. 4,13-5,3
Lasst euch von niemandem verführen, in keinerlei Weise; denn zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit offenbart werden, der Sohn des Verderbens.
2. Thess. 2,3
Am Ende der Tage werden Spötter kommen, die ganz ihren eigenen Begierden leben und höhnisch sagen werden: Was ist nun mit der Verheissung seines Kommens? Seit die Väter entschlafen sind, bleibt ja alles,1 wie es ist, von Anbeginn der Schöpfung.
2. Petr. 3,4
Interpretation
Paulus ging nach manchen Formulierungen davon aus, dass Jesus bald, womöglich zu seinen Lebenszeiten wiederkommen wird (Parusie). Die Zeichen der Endzeit, wie sie durch Jesus beschrieben wurden, insbesondere die gesellschaftlichen Verhältnisse des römischen Reiches (vgl. z.B. Nero) legten eine solche Deutung auch nahe. Durch das Ende des römischen Reiches 475 unter dem Kindkaiser Romulus Augustulus durch germanische Söldner brach aber diese endzeitliche Gesellschaft zusammen und eine völlig neue Epoche begann, in der es zu einer starken Ausbreitung des Evangeliums und die Entstehung der christlichen Abendlandes kam. Die Bilder, die Paulus von der Endzeit sah und die er auf das römische Reich bezog, stellen aber offensichtlich einen weiteren Berggiipfel hinter dem Berggipfel der römischen Dekandenz dar. Das Tal nach dem ersten Gipfel (also die Zeit 470 – zur Neuzeit) hat Paulus nicht gesehen. Anders Jesus, der auch die weltweite Verbreitung des Evangeliums (bis an die Enden der Erde, die für Paulus schon grefibar nahe schienen) und der weltweite Abfall, der ein wie auch immer geartetes Christentum voraussetzten, zeigen dass Jesus diesen Blick bis zur jetztigen Endzeit hatte.
Auch die Propheten des alten Testaments haben diesen Blick gehabt. Sie sahen, die Wiederkunft des Messias in Herrlichkeit aber manche sahen nicht die davor liegende erste Ankunft des messias in Niedrigkeit, weil sie nur den Berggipfel sahen, nicht aber das Tal.
Ging Paulus von der Möglichkeit aus, dass Jesus tatsächlich bald wieder kommen wird hat er gleichzeitig eine langfristige Missionsstrategie geführt und selbst davon gesprochen, dass das Evangelium zu allen Völkern gebracht werden wird, was so unmittelbar sicher nicht möglich war.
Markus hat trotz intensiver Naherwartung ein Evangelium geschrieben.